Katzengemeinschaften

In einer Katzengemeinschaft gibt es eine Hierarchie. Die angesehendste Katze muss dabei nicht unbedingt ein Kater sein. Die Katzen regeln ihr Zusammenleben untereinander und im Normalfall sollte sich der Mensch heraushalten - auch wenn es schwerfällt, der "unterdrückten" Katze nicht beizustehen. Allzu menschliche Interpretationen sind nicht angebracht, denn Katzen machen nicht den Eindruck, als ob es ihnen etwas ausmachen würde, zurückstehen zu müssen und erst nach ihren Artgenossen fressen zu dürfen.

Manchmal kommt es aber auch vor, dass Katzen sich überhaupt nicht verstehen sondern regelrecht mobben. Eine Katzenbesitzerin wollte aus einem Wurf eines der Katzenkinder als Zweitkatze zur Mutter behalten. Eine Zeit lang ging das gut, aber nachdem aus dem Kätzchen eine Katze geworden war, wurde sie agressiv gegenüber ihrer Mutter. Sie ließ sie nicht mehr an den Freßnapf und ins Katzenklo. Schließlich verprügelte sie ihre Katzenmutter sobald diese ins Haus kam. Nachdem die Halterin eines Morgens Blutspuren in der Küche fand, tat sie das einzig mögliche - die aggressive jüngere Katze musste das Haus verlassen - denn die ältere hatte die älteren Rechte.

Meiner Erfahrung nach dauert es wenige Tage bis mehrere Monate bis sich die Katzen damit abgefunden haben, mit neuen Artgenossen zusammenzuleben. Es muss nicht immer die große Liebe sein und auch nicht ständige Harmonie, allerdings sollten die Katzen genug Platz haben, sich bei Bedarf gegenseitig aus dem Weg gehen zu können. Unangenehm ist, dass dominante Katzen häufig ihren Kot nicht vergraben - jeder soll riechen, wer der Ranghöchste im Haus ist. Es kommt schon einmal vor, dass der Chef herausgefordert wird - eine rangniedere Katze provoziert ihn, um festzustellen, wie stark er noch ist und so etwas kann natürlich schnell in einer Balgerei enden.

Die Beziehungen der Katzen untereinander sind also durchaus dynamisch und es gibt Zeiten, wo sie besser oder schlechter miteinander auskommen - sich prügeln, miteinander spielen oder sich sogar umeinander kümmern.

Natascha ist ohne Geschwister aufgewachsen und war nicht begeistert, als Minka ins Haus kam. Die beiden haben sich nach einiger Zeit aber gut arrangiert. Es war keine Freundschaft, jedoch gegenseitige Toleranz. Lediglich wenn Minka sauer war, weil sie beispielsweise auf Diät gesetzt wurde, jagte sie Natascha durch die Gegend. Als Minka Nachwuchs bekam, hatte Natascha regelrecht Angst vor den Babys. Ich denke, sie war froh, als die Bande wieder aus dem Haus war.

Minka mochte Tiffy und Jessica zunächst nicht besonders. Sie war schon alt und nicht mehr bereit, sich mit den jungen Wilden abzugeben. Zunächst haben die Kleinen gerne nach ihrem zuckenden Schwanz gepatscht und sind dafür angefaucht worden. Aber da Tiffy und Jessy zu zweit und gleich alt waren, hatten sie kein großes Interesse am Spiel mit Minka und innerhalb kürzester Zeit waren die Beiden von der alten Dame erzogen. Tiffy und Jessy waren in den ersten Monaten unzertrennlich.

Merlin hatte es nicht leicht. Tiffy hing sehr an ihrer Schwester und akzeptierte zunächst keine andere Katze. Minka war überhaupt nicht am Neuzugang interessiert. Merlin war aber sehr hartnäckig und hat sich immer wieder an Tiffy herangeschmissen, sie immer wieder umgarnt. Nach ettlichen Wochen war sie schließlich auch bereit, ihn zu akzeptieren. Sehr viel besser lief es dann, als Merlin auch nach draußen durfte.

Mit Kimba und Kosima war es wieder einfacher, da die beiden Geschwister sich gegenseitig beschäftigten. Auch sie waren in den ersten Monaten unzertrennlich und spielten und schliefen miteinander. Tiffy spielt dagegen nicht gerne und wollte wieder einmal möglichst in Ruhe gelassen werden. Da die beiden das weitgehend respektiert haben, gab es kaum Konflikte.

Lucy war bereits als Kätzchen ein Wildfang und wollte von Anfang an dominieren. Kimba litt noch unter dem Verlust seiner Schwester und war nicht begeistert über den Familienzuwachs. Lucy wollte natürlich spielen, traf damit aber weder bei Kimba noch bei Tiffy auf Gegenliebe. Ronja, die einige Wochen später zu uns kam, teilte dagegen ihre Interessen voll und ganz. Bis zu ihrem Tod war Tiffy die Ranghöchste. Sie durfte zuerst schmusen und mit ins Bett. Inzwischen sind unsere Katzen schon Oldies und spielen nicht mehr miteinander. Außerdem dürfen inzwischen alle raus, sodass sich die Interessen dorthin verlagert haben. Ab und zu wird gefaucht, wenn eine Katze der anderen zu nahe gekommen ist. Die Streitereien unter unseren Katzen brauchen wir nicht zu ernst zu nehmen - gegenseitig verletzt haben sie sich jedenfalls noch nie.

Hier noch ein Beispiel für gegenseitige Fürsorge. Ronja war erkältet und sollte auf Anraten des Tierarztes inhallieren. Hierfür haben wir sie in einen Transportbehälter gesperrt, einen Topf mit dampfenden Kamillesud vor das Gitter gestellt und dann das Ganze mit einem Handtuch abgedeckt. Sobald Ronja anfing zu jammern, standen alle anderen Katzen um sie herum und versuchten sie aus ihrem Ungemach zu befreien - das Handtuch wegzuziehen und das Gitter zu öffnen. Sogar Tiffy warf uns einen vorwurfsvollen Blick zu - als wolle sie sagen "also weißt du - das hätte ich niemals von dir gedacht".