Nachwuchs in der Katzenfamilie

Minka durfte einmal werfen - auch weil wir schon im voraus wußten, wo wir zwei der Kätzchen unterbringen konnten. Als Freigängerin hatte sie natürlich kein Problem einen Verehrer zu finden und mit einem dreiviertel Jahr war sie dann trächtig. Auch wenn die Tragzeit zwischen 63 und 65 Tagen beträgt, weiß man nie so genau, wann der Wurf kommt. Als sie dicker wurde und man die Kleinen in ihrem Bauch deutlich fühlen konnte, haben wir eine Wurfkiste vorbereitet. Im Wohnzimmer, wo sie sich immer gern aufgehalten hat, stellten wir einen Karton auf, dessen vordere Seite niedrig ausgeschnitten war. Er bekam eine Polsterung aus ausgedienten Handtüchern aber Minka wußte zunächst nicht so genau, was sie damit anfangen sollte.

Eines Morgens war es dann soweit, Minka wurde unruhig, weckte um vier Uhr morgens ihre Menschen und wollte gestreichelt werden. Am späteren Morgen setzten wir sie dann in ihre Wurfkiste. Die ganze Zeit mußte jemand bei ihr sein und sie streicheln, das hat ihr offensichtlich gut getan. Glücklicherweise habe ich zu der Zeit noch studiert und war zeitlich flexibel. Das erste Junge kam um kurz nach neun Uhr, das Ganze zog sich aber doch über zwei Stunden hin. Die Babys wurden von der Mamakatze sauber geleckt. Sie haben sich dann auf einer sauberen, weichen Unterlage im Karton zusammengekuschelt. Junge Katzen können ihre Körpertemperatur noch nicht regulieren und müssen sich daher gegenseitig warm halten.

Die völlig erschöpfte Minka bekam ein Tellerchen mit Dosenmilch mit einem Schuß Kaffee. Das wurde in einem Katzenbuch empfohlen, um die Mama nach der Geburt wieder aufzupäppeln. Minka nahm einen Schluck, stutze aufgrund des ungewöhnlichen Geschmacks, trank dann aber gierig weiter. Allerdings hat sie niemals in ihrem Leben wieder Kaffee getrunken.

Für die ganze Familie war die Geburt und die folgende Zeit ein wunderbares Erlebnis. Tobias, ein schwarzer Kater mit weißem Lätzchen und weißen Stiefelchen entwickelte sich zu einem unglaublich lauten Schnurrer. Melanie, eine pechschwarze Langhaarkatze - wer weiß woher sie ihr wunderschönes Fell hatte - war einfach niedlich anzusehen und immer zu Spielen aufgelegt, besonders mit ihrer Schwester Alina. Diese hatte eine ähnliche Zeichnung wie Tobias und war die lebhafteste von allen. Aurike war eine sehr schöne absolut gleichmäßig gezeichnete Grautigerin, etwas ruhiger als ihre Geschwister und sehr lieb und verschmust.

Minka war eine ganz tolle und fürsorgliche Mutter und von Anfang an durften wir die Kleinen in die Hand nehmen; sobald diese aber quiekten, weil wir beispielsweise zu kalte Hände hatten, hat Minka sie sofort wieder eingesammelt und in den Wurfkarton gebracht. Auch wenn sie vom Freigang nach Hause kam, suchte sie zunächst unsere Hände und unseren Schoß ab - "Habt ihr schon wieder meine Babys?"

Nach neun Tagen benam sich Minka plötzlich merkwürdig. Sie schleppte ein Junges nach dem anderen aus dem Karton ins Nachbarzimmer und versteckte sie in der Schublade unter einem Bett in der dunkelsten und unzugänglichsten Stelle des Zimmers. Zuerst dachte ich, wir hätten die Kleinen ihrer Mutter zu häufig entführt, aber wir durften sie auch weiterhin streicheln. Ich glaube, Minka wußte instinktiv, dass ihre Kinder bald die Augen öffnen und anfangs sehr lichtempfindlich sein würden. Und wirklich, am nächsten Tag war es soweit. Die Babys protestierten in den nächsten beiden Tagen gegen jede Art von Licht. Wir haben die Vorhänge vorgezogen, um die Kleinen zu schützen. Zu dieser Zeit bekamen sie auch ihre Milchzähnchen.

In den nächsten Wochen hat die Katzenfamilie im Bettkasten gelebt. Um fünf Uhr morgens war der Schlaf allerdings vorbei und alle vier tobten miteinander im Bett herum. Kleine Katzen tanzen ihren Menschen nun einmal auf der Nase herum. Böse sein? Das geht gar nicht!

Mit drei Wochen begannen die Kleinen, das Katzenklo zu benutzen, es dauerte aber noch etwa drei Wochen, bis sie ganz stubenrein waren. Bis dahin landete auch schon einmal etwas vor statt im Katzenklo. Da empfielt es sich, das Klo im Badezimmer aufzustellen, wo man kleine Maleurs schnell wegwischen kann.

Zu diesem Zeitpunkt begannen die Kätzchen auch, die gesamte Wohnung zu erkunden. Besonders beliebt war das Vorhangspiel. Alle vier merkten sehr schnell, dass man sich wunderbar an der Gardine hochziehen und so ganz oben auf dem Schrank landen kann. Aber wie kommt man da bloß wieder runter? Versuchen wir es mal mit Schreien - wer hat ein Einsehen? Das "Baby-vom-Schrank-runterholen" wurde den Menschen aber schnell zu viel und nach kurzer Zeit haben alle gelernt einfach vom Schrank herunterzuspringen, oder rückwärts an der Gardine wieder hinab zu klettern, die übrigens heil und unversehrt geblieben ist.

Etwa sechs Wochen nach der Geburt der Kleinen wurde Minka kastriert, und bereits am nächsten Tag hat sie die Babys wieder gesäugt. Diese haben allerdings auch schon vom Tellerchen gefressen. Mit zehn bis zwölf Wochen haben dann alle ein neues Zuhause gefunden. Katzenkinder sollten nicht früher von der Mutter getrennt werden, da sie im Spiel mit Mutter und Geschwistern noch viel Sozialverhalten lernen.

Wir denken sehr gerne an diese Zeit zurück, auch wenn es zeitweise sehr anstrengend und unruhig war. Das lag vor allem daran, dass die Katzenkinder morgens sehr früh aufwachten und dann wild duch die Gegend tollten. Schlafende Menschen werden dann einfach in das Spiel einbezogen. Leider kann man sich ja nicht einfach wie die Babys es tun später wieder hinlegen und den entgangenen Schlaf nachholen. Trotzdem fiel uns die Trennung sehr schwer und besonders Melanie und Tobias hätten wir gerne behalten.