Sie ist der Hausgeist hier; sie richtet, herrscht,
begeistert alle Dinge in ihrem Reich.
Vielleicht ist sie eine Fee, ist sie ein Gott
Charles Baudelaire

Katzen erziehen

Einem alten Witz zufolge heißen die meisten Haustiere ja "Runter da" und "Laß das". Aber entgegen der weitverbreiteten Meinung sind Katzen durchaus erziehbar. Man braucht allerdings sehr viel Geduld, Konsequenz und einige Tricks dazu. Allerdings sind wir zugegebenermaßen wirklich sehr nachgiebig gegenüber unseren Katzen und haben auch schon einmal ein Möbel der Kratzwut unseres Katers geopfert. Trotzdem hat die Toleranz Grenzen und so im Folgenden einige Tipps und Beispiele aus der Praxis.

Katze erzieht Mensch

Häufig ist es so, dass eine Katze ihren Menschen sagt, was sie besser lassen sollten. Essen herumliegen lassen zum Beispiel. Eine Katze wird immer versuchen, Beute zu machen. Das kann auch einmal ein Makrelenfilet vom vorbereiteten Geburtstagsbuffet sein. Da hilft leider nur eines - Katze aus- oder einsperren. Einem Hund kann man beibringen, diese Dinge nicht zu beachten - eine Katze wird sie sich holen, sobald sie die Gelegenheit dazu hat, also spätestens dann, wenn du ihr den Rücken zudrehst. Also - Wegräumen und die Leckereien in den Schränken oder im Backofen unterbringen.

Wichtig ist es, eine Katze gar nicht erst zum Betteln zu erziehen - auch wenn es schwer fällt. Wenn eine Katze erst einmal Geschmack am Käse gefunden hat, verlangt sie zukünftig ihren Anteil an der Mahlzeit. Es ist nur schwer möglich, dann wieder Nein zu sagen - warum sollte auch das nicht mehr erlaubt sein, was ihr vorher so schön angeboten wurde? Aber auch heute noch fällt es mir schwer, die Katzen nicht zu verziehen Und so hat Tiffy einen sehr erlesenen Geschmack: Neben Fisch, Pute und Huhn (Schweinefleisch bekommt sie nicht) ißt sie auch Pumpernickel, Eis, Käse, Windbeutel oder schleckert Soßen. Vor ihr muss man also so ziemlich alles in Sicherheit bringen und von jeder Fleischmahlzeit fordert sie ihren Anteil, den sie allerdings auf einem eigenen Tellerchen am Katzenfutterplatz bekommt. Die anderen Katzen dagegen mögen - trotz aller Verführungen - nur Katzenfutter, was das Zusammenleben natürlich viel einfacher macht.

Mensch erzieht Katze

Grenzen setzen

Wenn eine Katze beim Spielen zu wild wird und ihre Krallen oder die Zähne einsetzt, solltest du dich wie ein kätzischer Gefährte verhalten. Kleine Katzen wenden sich von Spielkameraden ab, die nicht nett sind - also laut "Aua" sagen und die Streichelstunde auf der Stelle beenden. Wenn man das nicht tut, kann es wie bei Minka enden - zu gewissen Zeiten konnte man mit ihr prima raufen - allerdings nur mit gepolsterten Motorradhandschuhen.

Wenn deine Katze dich jedoch schon fest im Griff hat, dann zieh deine Hand auf keinen Fall mit Gewalt zurück. Die Katze wird noch fester zupacken, um ihre Beute festzuhalten. Sprich beruhigend auf die Katze ein, und mache dich vorsichtig los. Jetzt noch zu schimpfen hat natürlich keinen Sinn, die Katze wird es nicht mehr mit ihrem Spiel in Verbindung bringen. Beende das Spiel sofort und achte beim nächsten Mal auf die kleinen Vorzeichen (z. B. Schwanzschlagen, angelegte Ohren), die dem agressiven Verhalten vorausgehen.

Ignorieren

Viele Katzen lieben es, ihre Menschen mitten in der Nacht oder am frühen Morgen zu wecken. Neben "Schmusezeit!" gibt es auch die Aufforderung "Spiel mit mir!" und "Gib mir ein Leckerchen!" oder generell "Fütter mich!". Weitverbreitet ist auch die dringende Forderung eines Freigängers "Laß mich raus!" oder umgekehrt "He, ich will rein!". Wer sich darauf einläßt, hat schon verloren. Eine Katze, die einmal Erfolg hatte, wird es wahrscheinlich immer wieder versuchen. Ihr diese Angewohnheit wieder abzuerziehen ist mühsam, aber nicht aussichtslos. Also - "Geh schlafen!" murmeln, falls du so etwas um die fragliche Uhrzeit herausbringst, die Decke über den Kopf ziehen und hartnäckig weiterschlafen. Zunächst einmal wird die Katze ihre Bemühungen, deine Aufmerksamkeit zu bekommen, verstärken. Also: Nerven bewahren und stur bleiben. Wenn die Katze merkt, dass sie keinen Erfolg hat, gibt sie irgendwann auf.

Manchmal ist es ja auch nicht so schlimm, zur passenden Zeit geweckt zu werden - mein Aquariumlicht geht z. B. um 6:30 Uhr an. Dann kommt Kimba "Guten Morgen" sagen. In der Woche ist das völlig ok - aber leider versteht er das Konzept vom Wochenende nicht und so bin ich manchmal viel früher wach als mir lieb ist.

Schimpfen und Strafen

Man darf nicht mehr schimpfen, wenn die Aktion bereits vorbei ist. Wenn man also beispielsweise ein Häufchen in der Ecke findet, hat es keinen Sinn mehr den Missetäter zu bestrafen. Katzen haben kein Gedächtnis für ihre Schandtaten und kein Schuldbewußtsein. Man kann die Bescherung nur noch wegmachen und sich überlegen, was die Katze dazu veranlaßt haben könnte (medizinisches Problem, unsauberes Katzenklo, Katzenklo nicht zugänglich, ungeliebte Streu, Streß mit tierischen oder menschlichen Mitbewohnern, Streben nach Dominanz in einer Katzengemeinschaft...) und dann versuchen, diese Ursache zu beseitigen. Wenn man eine Katze auf frischer Tat erwischt, kann man durchaus einmal energischer werden. Gewalt oder die Nase in eine Pfütze zu stecken ist aber völlig unangebracht und kontraproduktiv. Eine Katze hat keine Einsicht sondern läßt vielleicht unerwünschte Verhalten, weil sie Angst vor dem schimpfenden Menschen hat. Wenn du aber übertreibst, könntest du die Katze so verschrecken, dass sie sich zukünftig vor dir versteckt - die "Untat" aber weiterhin begeht, sobald du dich umdrehst. Durch Strafen verspielt ein Mensch sehr schnell das Vertrauen der Katze. Es besteht auch das Risiko, dass die Katze die Stafe mit dem Menschen in Verbindung bringt anstatt mit dem Fehlverhalten.

Aber auch wenn man das weiß, kann es schwer sein, die Beherrschung zu behalten. Jessy und Tiffy waren erst wenige Wochen alt als sie vergnügt über die Küchenschränke tollten, während ich das Essen zubereitete. Immer wieder habe ich sie mit einem energischen "Neiiin!" auf den Boden gesetzt und - schwupps sprangen sie wieder auf den Schrank um einander zu jagen. Nach dem zwanzigsten Mal reichte es mir dann und ich habe die beiden lautstark ausgeschimpft. Jessy stobte entsetzt davon, Tiffy jedoch sah mich mit ihren Kulleraugen völlig verständnislos an - als ob ich den Verstand verloren hätte. Ich sah natürlich sofort, dass sie überhaupt nicht begriffen hatte, was ich von ihr wollte und es tat mir auf der Stelle leid, dass ich sie angeschrien habe. Netterweise hat sie mir mein Verhalten verziehen.

Die Grundregeln des Strafens lauten also:
  • im richtigen Augenblick strafen, also zu Beginn des unerwünschten Verhaltens
  • die Reaktion sollte so stark sein, dass die Katze auf der Stelle das unerwünschte Verhalten läßt - ist sie zu stark, ist die Katze am Boden zerstört und hat für Tage oder sogar für immer Angst.
  • Konsequenz: die Strafe muss jedes Mal erfolgen, wenn das unerwünschte Verhalten auftritt

Lob

Besser als die Bestrafung schlechten Verhaltens ist die Belohnung guten Verhaltens. Das muß nicht unbedingt ein Leckerchen sein - ein "So eine braaave Katze" oder "feiiine Katze" und eine Streicheleinheit reicht schon. Wenn die Katze also ausnahmsweise einmal an der richtigen Stelle kratzt, sollte man sie dafür loben. Wichtig ist, dass unmittelbar gelobt wird, wenn die gewünschte Handlung erfolgt ist. Ein späteres Lob kann die Katze der Handlung nicht mehr zuordnen. Wenn eine Katze feststellt, dass sich ein bestimmtes Verhalten lohnt, dann wird sie es auch öfter zeigen.

Austricksen

Sei schlauer als die Katze. Als Kimba anfing unsere guten Möbel mit Kratzern zu verzieren, haben wir direkt neben der Kratzstelle ein Brett an der Wand angebracht. Damit haben wir uns zwar quasi geschlagen gegeben, aber es war die einfachste Lösung. Zudem haben wir herausgefunden, dass er Möbelpolitur mit Orangenduft überhaupt nicht leiden kann. Damit haben wir ihn nun endgültig besiegt und unsere Möbel glänzen wie nie.

Es kommt vor, dass die Katzen große Blumentöpfe gerne für ihr Geschäft benutzen. Das tut weder der Pflanze gut, noch ist es vorteilhaft für das Aroma in der Wohnung. Wir haben es unseren Katzen verleidet, indem wir dicke weiße Marmorkiesel auf die Blumenerde gelegt haben.

Anleiten

Manchmal geht es auch so: Tiffy streckt sich gerne am Türpfosten. Da die Krallen dem Holz nicht besonders gut tun, habe ich sie - während sie sich noch lang ausgestreckte - mit beiden Händen von hinten um die Vorderpfoten gefaßt und Richtung Kratzbrett gedreht. Ich habe sie nicht hochgehoben, sondern veranlaßt, ganz langsam Schritt für Schritt zum Kratzbrett zu gehen, das nur einen halben Meter entfernt war. Dann habe ich sie gegen das Kratzbrett gelehnt und ihr gleichzeitig erklärt, dass sie dort kratzen darf. Um das zu unterstreichen, habe ich selbst mit den Fingernägeln über das Brett gefahren. Tiffy ist eine ausgesprochen kluge Katze und hat es auf Anhieb verstanden. Normalerweise kratzt sie jetzt am Brett. Wenn ich sie jedoch noch einmal am Türpfosten erwischte, reichte ein bestimmtes "Neiin!", um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen.

Auf die gleiche Weise versuche ich derzeit Lucy davon zu überzeugen, dass sie nicht die Couch zum Kratzen mißbrauchen soll - leider klappt es bei ihr aber nicht immer. Sie rennt häufig weg, wenn ich auf sie zukomme und versuche, sie zum Kratzbaum oder Kratzbrett zu dirigieren.

Erziehungsmittel

Häufig liest man, dass man Katzen mit Wasserpistolen erziehen kann. Das mag funktionieren, wenn sie nicht merken, dass du die Ursache für die unangenehme Dusche bist. Ansonsten wirst du nur erreichen, dass die Katze das Fehlverhalten dann eben hinter deinem Rücken ausführt.

Ein häufiges Problem ist, dass Katzen nicht auf Küchenschränke oder Tische springen sollen. In den einschlägigen Ratgebern findet man folgende Empfehungen:

  • man kann einen Karton überstehend auf den Tisch zu legen, sodass dieser herunterkippt, wenn die Katze auf ihn springt. Auf diesen Karton stellt man dann eine Metalldose, die beispielsweise mit Münzen gefüllt ist - geeignet ist alles, was beim Herunterfallen richtig Krach macht. Die Katze soll so lernen, diesen Ort zu meiden.
  • man kann an verbotene Stellen Klebeband (z. B. Paketband) auslegen, mit der klebrigen Seite nach oben. Wenn die Katze auf die Stelle springt, bleibt das Band in ihrem Fell kleben und sie ist gut beschäftigt, es wieder zu entfernen. So soll sie sich merken, dass das Betreten des verbotenen Gegenstands unangenehme Folgen hat.

Ich habe weder die eine noch die andere Methode ausprobiert, da es mir einfacher zu sein scheint, die Küchenschränke und Tische vor der Benutzung kurz abzuwischen und Bretter zu benutzen. Schließlich weiß man ja nicht, ob die Erziehung wirklich erfolgreich war und die Katze wirklich nicht auf die Küchenmöbel gesprungen ist. Falls ich eine Katze auf den falschen Möbeln erwische, gibt es natürlich eine klare Ansage.

Verbotene Stellen kann man der Katze dadurch zu verleiden, dass man diese entweder mit stark riechenden ätherischen Ölen einsprüht (z. B. Pflanzen oder Kabel)oder ein getränktes Taschentuch an die betreffende Stelle legt. Viele Katzen können Zitrusdüfte nicht leiden während sie Kräuter wie Salbei oder Pfefferminz sehr schätzen.

Eine andere Strategie ist die Verkleidung der betreffenden Stellen mit Alufolie. Katzen mögen es nicht, auf der Folie laufen zu müssen. Ein Alusofa stelle ich mir aber nicht sehr dekorativ oder bequem vor. Diese Methode habe ich tatsächlich einmal bei einem Aquarium ausprobiert. Ich wollte Ronja davon abhalten auf dem Deckel zu schlafen, da sie die Fische erschreckte. Sie fand die Folie zwar etwas seltsam, hat sich aber trotzdem drauf gelegt. Es war also nicht gerade ein Erfolg.

Wenn man seine Katzen einmal wirklich sehr schnell los werden möchte, hat sich ein Staubsauger bewährt. Ich kenne keine Katze, die dieses krachmachende Ungetüm kalt läßt. Die meisten sind auf der Stelle aus dem Raum verschwunden.

Für sinnvoll halte ich es, sich bei echtem Fehlverhalten wieder wie eine Katzenmutter zu verhalten - wenn es hart auf hart kommt also: Anfauchen, oder auch Anschnauben oder -blasen.

Besonders junge Katzen finden es ganz toll, die Zimmerpflanzen zu verwüsten. Bei uns läuft die Ermahnung dann folgendermaßen: "NEIIN!" - "LUCY NEIIN!!!". Wenn dann noch keine Reaktion erfolgt, gehe ich zu ihr,fauche sie kurz an und gehe dann gelassen wieder weg. Aber bitte nicht übertreiben - die Katze hält dich sonst für ein gefährliches Monster und wird dich meiden und beispielsweise blitzschnell unter das Bett flüchten, sobald sie dich sieht. Lucy läßt die Pflanzen inzwischen auch in Ruhe.

Zum Trost aller leidgeprüften Katzenhaltern legen sich die meisten Unarten kleiner Kätzchen im Laufe der Zeit - insbesondere, wenn die Katzen Freigang haben benehmen sie sich im Haus normalerweise viel zivilisierter.

Bei einigen Unarten habe ich den Eindruck, die Katze legt es regelrecht drauf an ausgeschimpft zu werden. Ronja leckt gerne, was ich nicht leiden kann. Meine Bemühungen es ihr abzugewöhnen sind bisher erfolglos: auschimpfen oder vom Schoß werfen funktioniert nicht. Sie sieht so aus als würde sie sagen: "Leck' mich doch - ich leck' dich doch..."