Beinahe jede
Katze würde wohl gerne draußen
herumstreunen, wenn sie die Möglichkeit dazu hat. Das Leben im
Freien und in Freiheit ist aufregend und als Katzenbesitzer
kann man richtig sehen, wie sich der Stubentiger in ein wildes
Tier verwandelt, sobald er die Pfoten über die Schwelle setzt
- die Ohren werden gespitzt, der Blick schweift umher. Dann noch ein paar
Mal mit dem Schwanz peitschen und Mensch und Zuhause sind vergessen,
die Katze würde jetzt niemals freiwillig umkehren.
Besonders, wenn es eine Katzenklappe gibt und die Katze nach eigenem Belieben rein und raus kann, ist das Katzenglück wohl perfekt. Trotzdem haben meine Katzen diesen Luxus nie bekommen. Zum Einen ist eine Katzenklappe nicht besonders vorteilhaft zur Wärmedämmung. Schlimmer finde ich jedoch aus den Erzählungen von Freunden, was deren Katzen so alles mit nach Hause bringen. Besonders unangenehm finde ich halbtote Beute, die dann mitten im Wohnzimmer genüßlich zerlegt wird, daher gibt es bei uns immer eine Nasenkontrolle vor der Rückkehr ins Haus. Der Nachteil dieses Vorgehens: wir wurden zum Türöffner unserer Katzen degradiert, denn die wollen natürlich mehrfach am Tag rein und wieder raus. Also bleibt im Sommer dann doch schon mal die Terassentüre offen. Dies ist die einzige Zeit, in der die Katzen nicht auf der falschen Seite der Türe sind.
Es ist nicht schwierig, eine Katze an Ausgang zu gewöhnen. So hat es bei uns gut geklappt:
Im Prinzip ist das Vorgehen nicht viel anders, als das von Katzenmüttern, die ihrem Nachwuchs die Welt zeigen. Du kannst das Ganze noch ein- oder zweimal wiederholen, deine Katze wird dabei immer weitere Gebiete erforschen wollen. Mäuse wird deine Katze ganz von alleine fangen lernen - meine haben es jedenfalls alle ganz ohne mein Vorbild geschafft.
- Voraussetzung ist, dass die Katze gut auf ihren Namen hört. Wir haben Merlin mehrere Monate lang nicht ins Freie gelassen, weil das nicht der Fall war.
- Warte auf einen Tag, an dem es besonders schön und warm ist
- Richte dich darauf ein, mit der Katze nach draußen zu gehen und auch mit ihr draußen zu bleiben.
- Mach' es dir draußen gemütlich und beobachte deine Katze bei ihren ersten Entdeckungen.
- Sie wird auf den Boden geduckt umherschleichen, häufig Deckung vor möglichen Gefahren aus der Luft suchen und alles neugierig abschnüffeln. Bei diesem ersten Ausflug sollte sie sich noch nicht zu weit entfernen. Rufe sie ggf. und biete ihr ein Leckerchen als Belohnung an, wenn sie wirklich kommt.
- Nach einiger Zeit - wenn du und deine Katze nach etwa 30-45 Minuten genug habt - beende den Ausflug und gehe mit deiner Katze zurück ins Haus.
Bei allem Spaß - irgendwann wird deine Katze einmal nicht zur gewohnten Zeit nach Hause kommen. Und spätestens dann wird klar, dass das Leben draußen auch gefährlich ist.
Das größte Risiko geht von Autos aus. Katzen können die Geschwindigkeit einfach nicht einschätzen. Leider gibt es auch Katzen, die keine Angst vor Autos haben. Ich habe einmal gesehen, dass sich eine Katze gegen die Bedrohung zu verteidigen versuchte anstatt schnellstens zu verschwinden. Ein solches Tier hat natürlich keine allzugroße Lebenserwartung.
Ein weiteres Problem ist, dass Katzen häufig eingesperrt werden. Auch ich mußte schon unsere Katze aus der Garage unserer Nachbarn befreien. In diesem Fall war das nicht tragisch, am nächsten Morgen hätte sich das Problem von selbst erledigt - aber wenn eine Katze über Wochen in einen selten benutzten Kellerraum gesperrt ist, wird sie verhungern und verdursten.
Es kann zu Verletzungen bei Kämpfen mit anderen Katzen oder Hunden oder auch bei Stürzen kommen. Leider gibt es auch bösartige Menschen, die Katzen quälen oder fangen - deren weiteres Schicksal mag ich mir nicht ausmalen. Laut Gesetz ist es Jägern erlaubt, Katzen zu erschießen, die sich mehr als 200 m von einer Siedlung entfernt haben.
Und dann gibt es noch die seltsamen Anfälle, die Katzen manchmal bewegen, mehrere Tage lang überhaupt nicht nach Hause zu kommen, sondern herumzustreunen und sich auf Katzenart zu amüsieren. Minka haben wir einmal nach einer Woche Abwesenheit an einem nahen Bach aufgetrieben, Tiffy mußte sich bereits nach drei Tagen von ihrer Baustelle trennen. Beiden ging es gut; sie waren wohlgenährt und gesund, taten aber aus einem nur ihnen bekannten Grund so, als ob sie ihre Menschen nicht mehr kennen würden.
Trotz aller Bedenken waren meine Katzen zunächst Freigänger und durften ihre Freiheit genießen, weil ich der Meinung bin, dass dies den natürlichen Katzenbedürfnissen entspricht. Natascha lebte sogar zunächst einmal draußen. Merlin hat sich im Haus derart unmöglich benommen, dass wir froh waren, ihn endlich hinauslassen zu können. Erst als uns - ausgerechnet in unserer ländlichen Gegend - zwei Katzen innerhalb eines Jahres überfahren wurden, haben wir uns entschlossen, die Katzen nicht mehr hinaus zu lassen. Dies bedeutete, dass Tiffy, die Ausgang gewöhnt war, weiterhin nach draußen durfte, die Neuankömmlinge aber nicht. Kimba jedoch hat es im Laufe der Zeit mehrfach geschafft zu entwischen. Er war ausgesprochen motiviert, raus zu kommen. Nach sieben Jahren hat er uns so schließlich überredet, ihm doch Freigang zu geben. Dabei stellt er in seinem doch eigentlich reifem Alter all den Unsinn an, den auch ein kleines Kätzchen bringt - inclusive "in den Gartenteich fallen". Irgendwann ist es auch unseren jüngsten gelungen zu entwischen und schließlich haben wir aufgegeben. Sie dürfen jetzt wieder alle raus - und nutzen das auch aus. Aber nur Lucy bleibt längere Zeit draußen, die anderen sind nach "einer Runde ums Haus" gerne wieder drinnen.
Eine Katze kann natürlich ausschließlich in der
Wohnung gehalten werden - aber dann sollte man ihr einiges bieten:
Optimal für eine Wohnungskatze ist
ein eingezäunter Balkon oder ein Garten mit Katzenzaun. Wir haben uns für das
erste entschieden. Tiffy war allerdings
schon Freigängerin und sollte es natürlich auch
bleiben.
Sie ist fast durchgedreht, als sie merkte, dass wir den
Balkon hermetisch abgeschlossen hatten und versuchte von
allen Seiten, doch noch irgendwie auf den Balkon zu kommen. Es blieb uns daher nichts
anderes übrig, als ein Loch in das neue Netz zu schneiden und
noch eine Katzenklappe einzubauen. So kommt sie zwar nicht mehr vom Balkon
in den Garten, aber vom Garten auf den Balkon und nutzt diese
Möglichkeit sehr häufig.
Neben
katzengerechten Blumen und Pflanzen haben
wir noch einen Brunnen aufgestellt, zwei Häuschen
gebaut und einen Kletterbaum aus Ästen gebastelt. Sobald es warm
genug ist, sind unsere Katzen überwiegend draußen. Abends
lieben sie es, Insekten zu fangen. Kimba hat auch schon einmal eine Meise erwischt,
die durch das Netz geflogen war. In einem Sommer haben
uns darüber gewundert, warum die Nelken auf unserem
Balkon nicht blühen wollten. Als ich eines Tages Cosima
genüßlich knabbern sah, kannte ich die Antwort.
Kimba hat es manchmal geschafft, doch nach draußen zu entwischen, und schließlich hat er uns überredet, ihn nun doch raus zu lassen. Ronja ist sehr gerne auf dem Balkon und beobachtet auch aus sämtlichen Fenstern das Leben der Vögel draußen.